‘Go Long’: aus dem Englischen übersetzbar als ‘ein kleines Risiko nehmen für eine sehr begehrenswerte Belohnung’. In diesem Fall ist die Belohnung eine Überlandreise von Mitteleuropa nach Südostasien. Auf dieser Reise zu sein und eine der kulturell meist abwechslungsreichen Routen dieses Planeten zu fahren ist für mich ein der meist lohnende Dinge die ich mir vorstellen kann.
Die Idee eine solche Reise zu unternehmen wahr schon lange in meinem Hinterkopf und wurde in den letzten zwei Jahren viel konkreter. Allmählich haben die Puzzlestücke ihren Platz gefunden: die Entscheidung zu fahren, wohin zu fahren, ein geeignetes Motorrad zu finden, Petras Motorradführerschein, ihr ein geeignetes Motorrad zu finden, meine Mechanikerfähigkeiten und unsere Nothelferfähigkeiten aufzuwerten, die Motorräder und die Ausrüstung und den Papierkram vorzubereiten und einen unbezahlten Urlaub zu bekommen.
Vielleicht glaubst du dass es etwas einzigartiges ist eine transkontinentale Reise mit dem Motorrad zu unternehmen, aber das ist nicht so. Es gab Tausende von Leuten die das vor uns gemacht haben und es wird mindestens noch so viele nach uns geben. Die Wegbereiter wie Ted Simon, Bernd Tesch, Grant und Susan Johnson, Sam Manicom, Chris Scott, die Typen von Mondo Enduro und alle andere Erwähnenswerten: sie mussten es alle selber herausfinden weil es kaum Beispiele gab, keine Internetforen, keine Motorradabenteuer-Branche die dir die letzten schicken Sachen verkaufen konnten, fast nichts. Sie haben die Sachen mitgenommen wovon sie glaubten das sie sie brauchten und sind einfach abgefahren. Sie haben alle schwierige Probleme unterwegs lösen müssen. Damals waren Motorradabenteurer so aussergewöhnlich wie ihr Abenteuer.
Heute ist es anders. Die Schwierigkeit ist die Sachen mitzunehmen wovon du glaubst dass du sie brauchst und einfach damit abzufahren. Das klingt einfach aber es gibt eine riesige Menge Internetforen, Bücher, Internet-Tagebücher, Kurse, Webshops und DVD-Serien um das Thema ‘abenteuerliche Motorradreisen’. Ich habe realisiert dass es heute anders ist als ich mit Adrian M, Motorradabenteurer der früheren Zeiten, gesprochen habe. Wir haben während eines langen Abends über alles von Akaziendornen bis zum ‘Zilov Gap’ geredet und er war überrascht wie ich so vorbereitet sein konnte obwohl ich nie die praktische Erfahrung hatte weit von zu Hause unterwegs zu sein. 1995 gab es diese Informationsflut nicht. Er durfte alle seine Fehler selber machen. Heute versuchen wir die Fehler anderer nicht zu wiederholen.
Andererseits gibt es eine Konstante in dieser Geschichte die hoffentlich nie verblassen wird: Abenteuer. Egal wie viele Leute heutzutage die Welt mit ihrem Motorrad bereisen und egal wie überladen sie sind mit Informationen (und dem neusten anodisierten Aluminium), es wird Abenteuer geben und das Abenteuer wird einzigartig sein. Die Informationen und Kommunikation hat es gewöhnliche Leute ermöglicht aussergewöhliche Reisen zu machen. Das ist einer der Hauptgründe wofür wir das machen können und das gilt auch für dich. Ich könnte die Reiseberichte anderer Leute lesen bis meine Augen zu alt sind um zu sehen und meine Beine zu schmerzhaft um auf einem Motorrad zu steigen, aber ich möchte es nun selber erfahren.
Während ich dies schreibe stehen zwei Motorräder in unserer Garage die bis ins feinste Detail vorbereitet sind für unsere Reise durch Europa und Asien. In unserer Wohnung liegen Kampierausrüstung, Werkzeuge, Ersatzteile, Packsäcke, Papierkram, Kameras und Laptops. Dies ist keine Reise die anfängt mit einem privaten Flohmarkt. Wir werden nicht jahrelang herumfahren bis wir herausgefunden haben wie wir den Rest unseres Lebens einrichten möchten. Wir haben uns etwa zehn Monate gegönnt um diese Reise zu machen und danach werden wir in die Schweiz zurückkehren.
Es gibt schon einige Zeugen die gehört haben dass wir im April 2016 abfahren. Heute ist es 63 April und es ist Zeit für ‘Go Long’.