(Dieser Bericht wurde mithilfe von Fred W übersetzt. Vielen Dank!!)
8. Juni 2016 — Ćevapčići
Es ist hilfreich, die Motorräder viel näher zu unserem Hotel in Triest zu haben, aber es fordert immer noch eine beachtliche Menge Laufen und Schwitzen um Taschen und Kästen auf den Rädern zu laden. Wir haben uns die italienische Art zu Parken angeeignet und verstellen fast den engen Fussweg, genau wie die 4 herrenlosen Lieferwägen vor und hinter uns.
Für mich fühlt es sich an, als ob die Reise hier erst anfängt. Keine lange Schnellstrassenstrecken mehr und dazu die Voraussicht, die Adria-Magistrale (Jadranska Magistrala) zu fahren. Bevor wir die Magistrale erreichen, möchte ich noch etwas von der Landschaft sehen. Darum verlassen wir Triest in Richtung Koper in Slowenien. Nachdem wir Triest und Italien verlassen haben, führt diese Route durch Wälder und kleinen Ortschaften. Die Strassen sind nicht breit und etwas holprig mit gelegentlichen scharfen Kurven und steilen engen Wegen in den Dörfern. Petra bewältigt diese Wegen wirklich gut mit dem ziemlich ungewohnten Rad und dem Gepäck.
Nach Koper entscheiden wir eine mehr direkte route nach Rijeka zu nehmen, denn wir könnten den ganzen Tag in diesem schönen Gebiet verbringen, aber möchten heute auch eine anständige Entfernung zurücklegen. Weil der westliche Teil von Slowenien nicht gross ist, ist Kroatien bald erreicht. Notiz an mich: Parke nicht so nah am Zollhäuschen, dass Du nicht von deinem Rad steigen kannst ohne dass die Zöllner dich auslachen.
Heute gibt es nicht ausschliesslich Sonnenschein. Ein dunkles Gewitter lauert in der Richtung wohin wir fahren möchten. Bald regnet es und wir suchen Schutz unter dem Dach einer grossen Tankstelle. Dann fällt der Strom aus, gerade nachdem ein Einheimischer aufgefüllt hat. Er möchte in das Gebäude um zu zahlen, aber die Türen öffnen sich nicht. Er winkt einige Zeit mit seiner Brieftasche und fährt dann weg.
Unserer erster Fahrtest im Gelände ist eine langsame Fahrt durch eine Baustelle. Man hat einfach die Fahrbahn in beiden Richtungen herausgerissen und wir müssen mit Geröll und Schlamm fertigwerden. Wir hatten etwas Übung bei unserem Geländekurs in Hechlingen, aber niemals auf unseren eigenen Rädern mit dem ganzen Gepäck. Petra schlägt sich recht gut, aber doch mit einiger Aufregung hindurch, zum Teil weil der LKW hinter ihr wirklich nah war und sie den Motor einmal abgewürgt hat. Alles ist gut gelaufen und als Bonus sehen die Räder jetzt aus als ob wir schon ein grosses Abenteuer hinter uns haben. Wir feiern unseren Erfolg mit einer kurzen Fahrt auf der Schnellstrasse nach Crikvenica.
Wir finden den Gasthof von Barica und ihr Gatte Francek am Ende einer steilen Strasse, mit einem Blick über das Dorf Crikvenica und die Ardriatische Küste. Ein sehr freundliches und gastfreundliches Ehepaar, das vor Kurzem ihre goldene Hochzeit hatte. Sie sind erleichert bei der Feststellung dass wir auch Deutsch sprechen, weil ihr Englisch so gut ist wie unser Kroatisch. Barica ist zuhnehmend schockiert als ich ihre Frage „wohin geht die weitere Reise?“ beantworte, indem ich die Länder zwischen Kroatien und Malaysien aufzähle, die wir besuchen möchten.
Nach einem guten Abendessen mit Ćevapčići, Gemüse und Reis ziehen wir uns in unseren komfortabelen Zimmer zurück für weitere Visaplanungen und E-mails über eine ziemlich lausige Internetverbindung. Zum Glück ist das WiFi des Nachbarns besser.
9. Juni 2016 — Kroatische Küste
Ich habe vergangene Nacht nicht lange geschlafen durch die Mails, die ich nach Reiseveranstalter schicken musste mit Fragen die wir noch haben. Wenn sie diese beantworten, dann können wir entscheiden, ob wir sie die Einladungsschreiben für Uzbekistan und Iran regeln lassen. Das ist wichtig, weil es ermöglicht diese verwaltungstechnische Angelegenheiten ihren Lauf zu lassen während wir uns weiter in Richtung Südost fortbewegen.
Willkürliche Betrachtungen aus der Dunkelheit:
Mücken stören weniger, wenn man nachts Ohrstöpsel trägt. Oder besser gesagt: es verzögert den Ärger bis zum nächsten Tag.
Der Filterkaffee beim Frühstück ist der schlechteste, den ich gehabt habe seit dem verbrannten Gebräu in Gurnellen-Dorf in 2001 (o ja, den erinnere ich mich). Leider war ich so höflich, Petra auch eine volle Tasse zu besorgen. Wir vereinbaren eine neue Taktik für künftige Frühstücke: wenn es Filterkaffee ist, werde ich ihn zuerst testen.
Nach einem herzlichen Abschied der Gasthofbesitzern nehmen wir wieder den steilen Weg hinab. Wir geniessen einen weiteren Teil der Magistrale und halten in Senj zum Mittagessen und für den dringend benötigten Bankautomat mit kroatischen Kuna. Bisher hat jeder Euros akzeptiert, aber ich erwarte nicht, dass das überall funktioniert. Wir haben unsere Räder vor dem Restaurant geparkt und können die Reaktionen anderer Fahrer auf unseren komisch aussehenden Rädern betrachten. Der Zusatztank von Straffer Feder zieht die meiste Aufmerksamkeit.
- Der Wert von allen teueren Rädern neben unseren: 100.000 Euro
- Der Wert unserer Maskottchen (ein Beesie, ein kleiner Globus und ein Kleber mit Valentino Rossis Schildkröte): einige Euro
- Die Tatsache, dass zwei Zehnjärige unseren Maskottchen mehr Aufmerksamkeit widmen als den anderen Rädern: unbezahlbar!
Mit gefüllten Magen und Benzintanks fahren wir den ersten langen Teil dieser wunderbaren Küstenstrasse. Es gibt nicht viel Verkehr, weil die Urlaubssaison noch nicht angefangen hat. Wenn wir Verkehr begegnen, sind die Überholmöglichkeiten begrenzt durch 48 oder 53 Pferdestärken und eine zu beachtenden Sicherheitsmarge.
Wir lassen die Fähre zur Halbinsel Pag aus (was wahrscheinlich eine Schande ist), aber wir finden eine wunderbare Alternative. Man kann nichts falsch machen in so einem schönen Gebiet wie der kroatische Küstenstreifen. In der Nähe von Maslenica sehen wir ein wunderbares Naturschauspiel von einem tiefen Sonnenstand und einem nähernden Regenschauer.
Zufälligerweise hält unserer Zickzackkurs uns meist ausserhalb der Schauer in einer Landschaft die Schottisch anmutet. Wir geniessen beide die anregende Fahrt über diesem Plateau mit überwachsenen Felsen. Es gibt Warnzeichen mit unnötig niedrigen Geschwindigkeiten vor jeder Kurve. Wir kommen schnell voran, indem wir diese nicht beachten.
Wir finden ein komfortables Hotel in Tisno. Unser Zimmer ist im obersten Stock und es gibt keinen Fahrstuhl. Der hilfreiche Herr vom Empfang bietet an, einen Teil unseres Gepäcks in unser Zimmer zu tragen und fragt laut, wo wir al dieses Zeug lassen…
Die beiden Teilen unseres Doppelbettes sind drei Meter von einander getrennt. Wir können den hilfsbereiten Mitarbeiter kaum davon abhalten, sie zusammenzuschieben. Petra hatte Thunfisch mit Knoblauch zum Abendessen; wir lassen die Betten gerne dort, wo sie sind.
10. Juni 2016 — Salzige Pinien
Das Frühstück ist gut. Ich brauche den Kaffee nicht zu testen. Bevor wir gehen, sprechen wir mit dem Mitarbeiter von gestern an seinem freien Tag und er fragt uns, ob wir einen oder zwei Monaten brauchen werden um Südostasien zu erreichen…
Wir fahren zurück durch die schöne Landschaft von gestern Abend und werden mit einer weiteren wunderbaren Nachmittag entlang der Magistrale verwöhnt. Es gibt Brücken über enge Buchten, überall kleine Inseln und Wasser an Stellen wo man es nicht erwartet. Diese Strasse windet sich dauernd entlang schöner Strände, malerischer Häfen und schöner Städte wie Trogir.
In der Nähe von Split wird der Verkehr dichter und plötzlich stecken wir in einem Stau. Unsere Motorräder sind zu breit um in Staus bequem zwischen Autos zu fahren. Wir wollen ja auch zusammenbleiben. Sogar bei Umgebungstemperaturen von 25 Grad ist es richtig warm in der Sonne und über unseren heissen Motoren. Glücklicherweise kann ich den grössten Teil des Ärgers vermeiden und mit dem Navi einen fast leeren Parallelweg finden. Nach Spit beruhigt der Verkehr sich schnell.
Wir müssen anfangen zu überlegen, wo wir heute übernachten und ein Hotel anrufen, das Petra heute Morgen ausgesucht hat. Wir wissen nie wirklich wo wir übernachten, aber mit meinen Routenplänen und Petra’s morgentlicher Suche nach einigen Möglichkeiten finden wir meistens etwas, ohne zu grosser Mühe und ohne Notwendigkeit während der Dunkelheit zu suchen. Und sogar wenn wir nicht vorausplanen würden, gibt es hier so viele Appartementen und Zimmer, dass es nicht schwierig wird einen Platz für die Nacht zu finden. Petra bekommt sogar ein Angebot von einem örtlichen Motorrollerfahrer während wir vor einer Ampel warten. In Schwiizerdeutsch, wer hätte das gedacht?
Zwischen Split und Gradac, wo wir heute übernachten, wird die Küstenstrasse noch schöner, sofern das überhaupt möglich ist. Die Küste berührt jetzt ein richtiges Gebirge mit duftenden Pinien. Der Geruch der Bäume bildet einen seltsamen Kontrast mit der salzigen Meeresbrise.
Wir übernachten in Gradac in Hotel Marco Polo. Das Restaurant ist sehr gut und sie haben auch einen Fitnessraum. Wir entscheiden uns, einen Tag extra zu bleiben um zu entspannen, etwas Sport zu treiben und uns nach den Transit durch China Ende September zu erkundigen.
11. Juni 2016 — Ruhetag
Heute gibt es keinen Grund für Beschwerden. Nach einigen heftigen Schauern diesen Morgen ist es schon sonnig und warm. Ich arbeite den Fotorückstand ab und Petra geniesst den Strand. Wir versuchen den Fitnessraum, wo keine einzige elektrische Maschine funktioniert und wir uns auf die rein Mechanischen beschränken. Glücklicherweise hat unser Trainer zuhause uns gezeigt, wie wir nur mit unserem Körpergewicht üben können. Das ist in meinem Fall schon ziemlich hart…
Wir reisen immer noch schneller als wir wollen, weil wir im Hinterkopf wissen, dass dieser Teil von Europa leicht bei einer weiteren Reise erreichbar ist. Ausserdem möchten wir etwas von der in Mai verlorenen Zeit nachholen. Ich weiss, dass das etwas seltsam klingt unter Berücksichtigung der Zeit die wir für diese Reise haben, aber wenn wir Südostasien erreichen möchten, dann müssen wir den Himalaya nicht viel später als Anfang Oktober durchkreuzen. Dieser Übergang bestimmt zusammen mit anderen Überlegungen unsere Route durch China. Aber ein gelegentlicher Ruhetag durchbricht den starren Rhythmus und gibt etwas Zeit um vorauszuplanen. Ein Tag fahren bedeutet auch viel ein- und auspacken einen Übernachtungsplatz suchen. Diese Zeit ist nicht verfügbar zum Ausruhen und zum Planen.