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Kroatien – roadtales.ch

GL007: Umwege in Dubrovnik

(Dieser Bericht wurde mithilfe von Thomas W übersetzt. Vielen Dank!!)

13. Juni 2016

Eine weitere Nacht mit viel Regen, welcher uns mehrfach aus dem Schlaf riss. Wir geniessen das Frühstück und die Vorstellung eines irritierten Nachbars, der die Jagd auf die Katzen aufnimmt, die in seinen Lavendel pinkeln.

Wir würden gerne heute nach Dubrovnik kommen und dort für zwei Tage bleiben weil es dort angeblich schön sei. Wir versuchen ein Appartement im Zentrum zu arrangieren, was Anrufe auf drei verschiedene Telefonnummern in Frankreich, Polen und Kroatien zur Folge hat. Das ist immerhin noch einfacher als unser Visa-Puzzle.

Während wir auf der Magistrala weiterfahren, verändert sich die Umgebung erneut. Diesmal erleben wir eine üppige Landschaft mit Seen, Flüssen und Kanälen zwischen felsigen Hügeln. Es gibt einen Aussichtspunkt samt Früchtestand mit köstlichen Kirschen. Ein deutscher BMW-Motorradfahrer hält ebenfalls an und wir plaudern miteinander. Obwohl auf seinen Hosenträgern zwei Dutzend Mittelfinger prangen, nehmen wir es nicht persönlich.

Bosnien hat bei Neum auch ein Stück von der Adriaküste abbekommen. Die Grenzübergänge zu Kroatien liegen wenige Kilometer auseinander und es gibt hier keine ernsthaften Grenzkontrollen. Als wir 15km/h über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind, werden wir von der Bosnischen Polizei überholt, vermutlich weil wir zu langsam sind.

Zurück auf Kroatischem Boden tanken wir an der gemächlichsten Tankstelle, die wir je angetroffen haben. In meiner auf Effizienz ausgerichteten Denkensart will ich einfach nur schnell den Tank auffüllen und niemanden unnötig lange warten lassen. Hier läuft es wegen dem Schichtwechsel um 13:38 jedoch anders. Während der Übergabe ‚versiegen‘ alle Zapfsäulen für zehn Minuten und alle warten geduldig mit einem Lächeln. Die Kinder in den Fahrzeugen finden die Motorräder sehr interessant. Ein Mädchen scheint fasziniert von der Tatsache, dass Petra ihr eigenes Motorrad fährt.

Wir erreichen die modern ausschauenden Aussenbezirke von Dubrovnik nach nur 130km. Das höchste ‚Gebäude‘ der Stadt ist ein Kreuzfahrtschiff. Unser Appartement liegt im historischen Zentrum und wir haben uns gefragt, ob dies wohl die richtige Wahl war. Das Zentrum ist zu grossen Teilen Fussgängerzone, darum ich habe diverse Karten studiert. Diese zeigen übereinstimmend eine Strasse, die uns nahe ans Appartement führen sollte. Das Navigationssystem will uns zweimal durch die Fussgängerzone lotsen, was wir zwar ignorieren, aber uns mehrere Umwege beschert.

Als ich eine Abzweigung verpasse sind wir im Handumdrehen wieder ausserhalb der Stadt ohne einen geeigneten Platz zum Wenden. Es kostet uns drei Versuche durch den meist dichten Verkehr, um möglichst nahe ans Appartement zu gelangen, aber es bleibt immer noch ein langer Marsch. Wir stellen die Motorräder auf dem Bürgersteig ab und Petra macht sich zu Fuss auf die Suche nach der Appartementeigentümerin, die wir treffen sollen.

So sieht Frustration von oben aus:


Das zweite Problem ist, dass diverse Kartenquellen in den Strassennamen nicht übereinstimmen. Wir kennen nur den ungefähren Standort des Appartements. Petra sucht also da draussen nach einer unbekannten Person an einem unbekannten Ort. Um die Sache noch schwieriger zu gestalten, spielt Kroatien heute an der EM. Die Public Viewings mit mehreren Hundert Zuschauern überschwemmen die Strassen und Plätze.

So sieht Frustration von oben aus (wobei jeder hellgraue Pixel ein Dutzend Fussballfans darstellt):


Petra fragt einen Restaurantbesitzer nach der Adresse des Appartements, aber er kennt sie nicht. Dann fragt sie ihn nach seiner eigenen Adresse, die er ebenfalls nicht kennt! Die Mobilfunkabdeckung ist gerade miserabel (keine Überraschung) und nach vielen Versuchen erreicht sie endlich die Appartementbesitzerin und schafft es tatsächlich, diese in der Menschenmenge auch zu finden.

Problem gelöst, nicht wahr? Dieses schon, aber 110kg Gepäck sind noch über 400m zu transportieren. Ganz in Triester Manier kosten die drei Gänge von den Motorrädern zum Appartement und zurück viel Schweiss. Die anderen Touristen nehmen nicht wirklich Rücksicht auf mich, aber ich lasse mich davon nicht stören und nehme den kürzesten Weg zum Appartement. Zwei 16kg schwere Top-Koffer hinterlassen jedoch Eindruck, zumindest an einem Schienbein oder zweien.

Als wir für den letzten Gang zurückkommen, beschwert sich ein Ladenbesitzer, dass wir illegal parken, obwohl es reichlich Platz für vorbeigehende Passanten gibt. Er macht einen gehässigen Eindruck und würde vermutlich tatsächlich die Polizei rufen, um unsere Motorräder abschleppen zu lassen. Deshalb ziehen wir auf einen Motorradparkplatz weiter, bevor wir die letzten beiden Taschen abladen können. Na klar, passend zu unserer Stimmung fängt es mittlerweile auch noch zu regnen an. Ich steige nun eine 50m hohe Treppe hinunter, zwischen barfüssigen Asiaten und plastikumhüllten Tourenführern, mich fragend, wer hier der Sonderling ist. Es ist nicht besonders ermunternd, dass jede Stufe abwärts in drei Tagen eine Stufe aufwärts mit Gepäck bedeutet. Eine Bresche in die Warteschlange vor dem Game of Thrones Fanshop geschlagen und der Weg zum Appartement ist frei. Habe ich bereits erwähnt, dass es keinen Fahrstuhl gibt und mehr als 55 Stufen ins obere Geschoss führen? Als wir es endlich erreichen, keuchend und von Regen und Schweiss angefeuchtet, informiert uns Petras Mobiltelefon beiläufig, dass wir unsere heutiges Ziel der Anzahl Schritte erreicht hätten. Das heisst vermutlich, dass wir endlich eine Dusche nehmen können.

Das Appartement ist traumhaft, mit viel Platz für unsere Sachen und einem gesonderten Wohnzimmer oben. Die Aussicht vom oberen Geschoss entschädigt für all die harte Arbeit, die wir seit der Ankunft leisten mussten.

Hier ein Preisausschreiben für euch: die erste Person, welche auf den sozialen Netzwerken ein Foto aufspürt, das uns am frühen Abend des 12. Junis 2016 Gepäck schleppend in Dubrovnik zeigt, kriegt von mir ein Bier spendiert!